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Inspiration
»Ich glaube ernsthaft an die Geschichte,
und das ist etwas, woran heute kaum noch
jemand glaubt. Das, was wir tun und denken,
sind historische Errungenschaften. Ich habe nur
sehr wenige Überzeugungen, aber dies ist gewiss einer
meiner Grundsätze: dass beinahe alles, was wir für naturbedingt halten, geschichtlich ist und seine Wurzeln
hat besonders im späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert, dem sogenannten
revolutionären Zeitalter der Romantik , und wir beschäftigen uns im Wesentlichen immer noch mit Erwartungen und Gefühlen,
die zu dieser Zeit formuliert wurden, den Vorstellungen
von Glück, Individualität, radikalem sozialen Wandel
und Genuss. Uns wurde ein Vokabular gegeben, das
zu einem bestimmten geschichtlichen Zeitpunkt
entstand. Wenn ich also zu einem Patti-Smith-Konzert
ins CBGB's gehe, dann genieße ich, habe teil und lasse
mich ein, und das kann ich umso besser, weil ich Nietzsche gelesen habe.«
SUSAN SONTAG: The Doors und Dostojewski.
Das Rolling-Stone-Interview mit Jonathan Cott,
Hoffman und Campe, Hamburg 2014, S. 54
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